In einer Mitmachschule ist Elternarbeit schon lange vor der Einschulungsfeier gefragt:
“ZusammenTun”, das Förderprogramm, das die Schule auch im dritten Durchgang nutzt, war wiederum Motto in der ersten Ferienwoche: wir tun uns zusammen, um ins gemeinsame Tun zu kommen.
Und dies konnte vielfältiger nicht sein: im Obstgarten mit geschärfter Sense neben Freischneider. Kinder toben lärmend über das Areal, mit Gartenschlauch säubert jemand sein Mittagsgeschirr vor, gegenüber surren Schleifmaschinen, um aus alten Bienenkästen Spinde zu fertigen. Auf der Baubesprechung erklingt ein fix gedichtetes Lied, wird der Stand der einzelnen Arbeitsbereiche abgeglichen, erklärt sich eine Mutter zur Kinder-Betreuung während der Kakao-Zeremonie am Abend bereit. Vorn am Gebäude sucht jemand eine Mitfahrgelegenheit nach Penzlin nach Arbeitsschluss.
Was die zig Eltern freiwillig und engagiert zusammenführt? Die Schule ihrer Kinder. Frei und in der Natur, die Freie Naturschule des Vereins seLe (Selbstbestimmtes Lernen) in Peckatel. Die unbezahlte Mitarbeit an der fortwährenden Gestaltung steht im Konzept festgeschrieben. Die Leistungen und Beiträge der jährlichen Bauwoche sind unbezahlbar: Weil sie mit der Schule verbinden, eine erlebbare Verbundenheit schaffen und den Zusammenhalt unter Kindern und Eltern festigen.
Und so ist das Gelände zum 13. August kaum wieder zu erkennen: Zäune sind gesetzt, Wände gemalert, der riesige Garten ist gemäht, Holz gestapelt und Ordnung geschaffen worden. Die Zukunft von Gebäude und Außenbereichen liegt förmlich in den Händen aller Beteiligter. Dieser Geist ist auch zur Einschulung zu spüren. Zelte, Bänke, Tische, Kuchenbuffett, Getränke, Ausgestaltung, ein Großteil der Lieder – alles selbst organisiert. Am Mikro klang dieses Prinzip so: “Wir hier sind kein gemietetes Unterhaltungsduett – wir kommen von der Basis, sind Eltern der Erste-Klasse-Kinder.”
Jedes Kind hörte die Strophe des Begrüßungsliedes nur für sich. Und strahlte.
Nach der ersten Stunde im Schulgebäude erwarteten die Eltern ihre Sprösslinge zum Spalier mit selbstgebastelten Weidenbögen als Dach auf dem Weg zum Abpflücken der Zuckertüten aus dem Kirschbaum: “Viel Glück & Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit & Freude seien auch mit dabei”, klang im Chor berührend nicht nur für die Kleinen. Am Ende des Nachmittags steht ein neuer Baum im Obstgarten der Schule. Die Pfirsiche werden die Kinder neben Äpfeln, Birnen und Kirschen wachsen sehen. Vor dem Pflanzen und Gießen aber stand noch eine kleine Schatzsuche, natürlich wieder vorbereitet von “trainierten” Eltern: elf goldene Schaufelchen waren durch drei gelöste Aufgaben zu finden, mit denen dann Erde hinein geschippt, begleitet von den Wünschen der Kinder. Zu Volksmusik und südamerikanischen Klängen tanzten Groß & Klein um den Jahrgangsbaum 2022.
Der Abschied mit dem Lied “Soviel Glück wie die Sterne das wünschen wir uns sehr” fiel nicht allzu lange aus. Nach zwei Tagen hatten sich die Kinder in Peckatel wieder. Und fühlen: hier wächst, was zusammen geschafft wurde und geschaffen wird.
(Text: Hendrik)